In seinem Buch „12 Farben Grün“ begleitet Carsten Kluth das Leben auf dem sein Haus umschließenden Gelände über den Zeitraum eines Jahres.
Zum Gelände gehören der Garten, ein kleiner Wald, die Felder, die das Grundstück von zwei Seiten umgrenzen. Ebenso die Kreisstraße, der Boden unter seinen Füßen, der Himmel über seinem Kopf, die vergangene und die kommende Zeit bekommen den ihnen gebührenden Raum. Auch die Lebewesen, die hier zu Hause sind spielen eine Rolle: Menschen, Tiere, Pflanzen, Pilze, Mikroflora- und -fauna. Selbst ihre Besitztümer wie Autos, Rasenmäher und Häuser fließen zusammen mit den Regeln, die das Leben auf dem Lande bestimmen in Carsten Kluths Buch ein,.
Für heute in unserer Heimat Schleswig-Holstein lebende Menschen stellen die nichtmenschlichen Wesen, Wind und Wetter, Tages- und Jahreszeit nur noch Umfelder dar. Tiere, Pflanzen, Pilze und Bakterien sind Objekte, die wir interessiert betrachten, einhegen, pflegen oder bekämpfen, beschneiden oder wuchern lassen können. Diese Perspektive, die Trennung von menschlicher und nichtmenschlicher Sphäre, von Kultur und Natur, ist aber noch gar nicht so alt. In der mehrere hunderttausende Jahre umfassenden Geschichte der menschlichen Spezies sind es gerade mal etwas über zehntausend Jahre. Vorher waren Menschen Teil des Geländes. Sie waren sich dessen bewusst, fühlten sich beobachtet, bewertet und hatten ein feines Gefühl dafür, sich angemessen gegenüber anderen Wesen zu verhalten.
Vor allem die Technik hat dieses besonnene – nachhaltige – Verhältnis scheinbar überflüssig gemacht. Die natürliche Umwelt ist zur Ressource geworden, sie ist im besten Falle dem Menschen schutzbefohlen, in jedem Fall untertan. Nicht nur weil inzwischen diese Überzeugung in vielerlei Hinsicht passé ist, sondern auch weil diese rein menschliche Perspektive zwangsläufig beschränkt ist, weiten Xaver Römer und Carsten Kluth in ihrer multimedialen Lesung den Blick. Ganz bewusst kommt Technik wie Rechner, Keyboard und Beamer zum Einsatz.
Carsten Kluths und Xaver Römers Leseperformance ist der Auftakt zu einer monatlich stattfindenden Veranstaltung im Kulturhaus Boon. Die Veranstaltungsreihe folgt den Jahreszeiten, setzt allerdings auch thematische Schwerpunkte. So werden in dieser ersten Veranstaltung unter anderem Vogelstimmen genauer untersucht. Wussten Sie, dass zum Beispiel der Zaunkönig nicht nur in klar erkennbarem Rhythmus und Melodie (die gleichwohl dauernd leicht variiert werden), singt, sondern dazu auch noch in Fis-Moll? Wenn Römer mit dem Zaunkönig zusammen improvisiert, öffnet dieses menschlich-vogelhafte Duett ganz natürlich den Blick für die Frage, ob wir nicht genauso von den Tieren und anderen Wesen betrachtet werden, auf ihre je ganz eigene Art, wie wir sie betrachten, und was darin alles für mögliche Antworten enthalten sind. Es stellt sich also plötzlich ganz natürlich die Frage: „Was weiß die Wildnis"?
Termin
Beginn | Ende | Info | |
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21.09.2024 | 19:30 Uhr | 21:00 Uhr |
Location
Kulturhaus BoonDorfstrasse 2, 24628 Hartenholm
04195-6049739
post@kulturhausboon.de
www.kulturhausboon.de
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